Giglio: Keine Vermarktung des Concordia-Unglücks

Die Insel Giglio lockt wieder Badegäste an den Strand. Das Concordia-Wrack soll bald verschwinden.
Die Insel Giglio lockt wieder Badegäste an den Strand. Das Concordia-Wrack soll bald verschwinden.(c) EPA (FRANCESCA BALDI)
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Vier Monate nach der Havarie der "Costa Concordia" bereitet sich die Insel Giglio auf die Sommersaison vor. Der Bürgermeister hat den Verkauf von Ansichtskarten mit dem Kreuzfahrtschiff verboten.

Das Unglück der "Costa Concordia" hat die Insel Giglio auf der ganzen Welt bekannt gemacht. Fast vier Monate nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffs mit 30 Toten - zwei Personen werden weiterhin vermisst - kämpft die Insel im toskanischen Archipel um einen Neubeginn und rüstet sich für die Sommersaison. Zwar liegt das 300 Meter lange Wrack nahezu unverändert vor der Insel, doch die Gefahr einer Ölpest ist gebannt. Noch im Mai sollen die Arbeiten für das Abschleppen des Schiffs beginnen.

Mit dem schönen Wetter kommen auch die Touristen wieder auf die Insel, viele davon aus Österreich. "Die große Angst ist vorbei. Anfangs befürchteten wir hier alle eine Ölpest. Die Sorge, dass Treibstoff aus dem Wrack fließen würde, war groß. Doch jetzt ist das Meer absolut rein. Die niederländische Gesellschaft, die das Öl aus dem Schiff gepumpt hat, hat tolle Arbeit geleistet", erzählt die Wienerin Gertraud Land Schildberger, Inhaberin der Immobiliengesellschaft Brandaglia, die auf Giglio Ferienwohnungen vermietet und verkauft. Seit fast 50 Jahren arbeitet und lebt die Maklerin auf der Insel. "Die Preise für die Ferienwohnungen auf der Insel sind nach dem Unglück nicht gesunken, sie sind stabil geblieben. Die Nachfrage hat trotz des Unglücks nicht nachgelassen", berichtet Land Schildberger.

Tourismus-Umsatz: 50 Millionen Euro

Der Stellenwert des Tourismus auf Giglio ist groß: 90 Prozent der lokalen Wirtschaft lebt vom Fremdenverkehr. 240.000 Touristen hatten im vergangenen Jahr die 21 Quadratkilometer große Insel 18 Kilometer vor der Küste der Toskana besucht. 13 Hotels mit insgesamt 600 Betten, Hunderte Ferienwohnungen und sieben Immobiliengesellschaften befinden sich auf der Insel, die im Juli und August bis zu 10.000 Personen pro Tag beherbergt. Der Tourismus generierte 2011 einen Umsatz von 50 Millionen Euro.

Inzwischen bemüht sich auch die Region Toskana um Unterstützung für die Insel. Die Tourismusbeauftragte der Region, Cristina Scaletti, rief Touristen in Italien und im Ausland auf, Giglio trotz des havarierten Schiffs zu besuchen. Dies sei eine Geste der Solidarität gegenüber der Insel und ihren Bewohnern, die sich sehr für die Überlebenden der Katastrophe engagiert hatten.

Tagesausflug-Gäste statt Badeurlauber

Die Bewohner hoffen nun, dass die Tragödie so bald wie möglich vergessen wird und das normale Leben wieder beginnt. Dazu gehört auch, dass das Wrack bald verschwindet und nicht zur billigen Touristenattraktion degradiert wird. "Zwar kommen immer noch Leute, um das Schiff zu fotografieren, es handelt sich jedoch mehr um Tagesausflügler, nicht um Touristen, die hier übernachten", sagt Land Schildberger.

Der Bürgermeister der Insel, Sergio Ortelli, hat kürzlich den Verkauf von Ansichtskarten mit dem Wrack verboten. Auch den Vorschlag einiger Bewohner, das Wrack vor der Insel zu belassen, um es als Touristenattraktion zu nutzen, lehnte Ortelli entschieden ab. "Das Concordia-Unglück darf nicht vermarktet werden. Die Insel muss weiterhin im Einklang mit der Natur und ihrem Rhythmus leben", kommentierte der Bürgermeister.

(APA)

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