Autohero-Aufbereitungszentrum
Zu Besuch in der Gebrauchtwagenfabrik

Das größte Aufbereitungszentrum von Autohero in der Nähe von Potsdam läuft wie eine gut geölte Maschine. Genau einstudierte Arbeitsabläufe erlauben es, täglich Dutzende Gebrauchtwagen vom ersten Check bis zu den Endkunden zu befördern. Ein Blick hinter die Kulissen offenbart viele Arbeitsschritte auf dem Weg zu einem überzeugenden Ergebnis.

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Foto: H.D. Seufert

Mitten in Brandenburg, zwischen Wiesen und Feldern, liegt ein Auto-Areal von olympischer Größe. Ist das wirklich der Ort, an dem Gebrauchtwagenkäufer glücklich gemacht werden? Mit jedem Meter wird das Treiben emsiger, rückt das Rattern der Schlagschrauber in den Hallen näher und näher. Wir passieren Reihe um Reihe voller junger Fahrzeuge sämtlicher Couleur, ehe wir am Verwaltungsgebäude vom Standortleiter und Produktionsexperten Lutz Grunwald begrüßt werden. Er stammt aus der Gegend und ist sichtlich stolz auf den Betrieb, der hier seit Februar unter seiner Leitung aufgebaut wird. "Na, denn kommt ma’ rein!", lädt er uns ein. Und gibt uns erst mal eine Brandschutzunterweisung, bevor wir in die bereitstehenden Sicherheitsschuhe schlüpfen. Alle paar Minuten liefern die Boten graue Kisten mit Ersatzteilen am Eingang der Werkstatthalle ab. "Die kommen später dran. Wir gehen der Reihe nach", sagt Grunwald und fährt mit uns zum Lkw-Ladeplatz. Hier entlädt gerade ein Transporter eine neue Fuhre mit Fiat 500, einem Audi TTS und einer Menge dazwischen.

Das große Gebrauchtwagen-Spezial

Vielfalt, wo man hinsieht

Was denn das auffälligste, stärkste oder ausgefallenste Auto sei, das ihm hier begegnet ist, wollen wir wissen. "Heute oder generell?" ist die kurze wie vielsagende Antwort. Bei rund 100.000 Quadratmetern Grundstücksgröße und gut 35.000 durchgeschleusten Autos im Jahr ist einfach immer etwas Neues aus fast allen Preisklassen dabei. Langsam manifestiert sich unser Verständnis über die schiere Menge an Autos, die hier verkaufsfertig gemacht werden. Gleichzeitig drängt sich die Frage auf: Wie schafft man es, so viele Fahrzeuge auf bestmöglichen Zustand hin zu überprüfen, bei Bedarf nachzubessern und schließlich auslieferungsbereit zu machen? Genau das ist Grunwalds Aufgabe.

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Eine der Stellflächen des Refurbishment-Centers in Brandenburg. Zu Deutsch: Aufbereitungszentrum. Das Areal misst zirka 100.000 Quadratmeter.

Nein, er wienert nicht jedes Auto selbst – dafür gibt es rund 300 Angestellte auf dem Gelände. Vielmehr sind es die vielen von ihm erdachten und optimierten Prozessabläufe, die den reibungslosen Betrieb ermöglichen. "Noch bevor die Fahrzeuge zu uns kommen, entscheiden unsere Ankäufer, ob sich ein Fahrzeug durch guten Zustand, niedrige Laufleistung und so weiter für das Online-Angebot von Autohero eignet", erläutert Lutz. Daher gehen nur selten Autos wieder zurück ins gewerbliche Händlernetzwerk. Um die guten Exemplare kümmert man sich dann hier.

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Anlieferung auf dem Ladeplatz. Die Modelle, die hier von den Transportern rollen sind so vielfältig wie bunt.

Die Einfahrt in die erste Halle führt sinnigerweise durch eine Waschanlage. "Das ist aktuell noch ein Flaschenhals im Ablauf. Wir werden demnächst eine weitere Waschanlage bauen, damit der Auto-Nachschub schneller durchkommt." Gleich daneben: eine Prüfstelle der DEKRA. Hier werden alle Autos, die keine taufrische Plakette haben, einer Hauptuntersuchung unterzogen. Finden die Prüfer Mängel, die noch unproblematisch sind, aber bald Aufmerksamkeit erfordern, werden diese Erkenntnisse direkt in die digitale Akte des jeweiligen Autos übermittelt. Als wichtige Vorbereitung spart dies Zeit bei den späteren Wartungsarbeiten – und ist ein prima Beispiel für die angesprochenen Prozessoptimierungen.

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Die Toreinfahrt zur ersten Station beherbergt sinnigerweise eine Autowaschanlage. So ist jedes Fahrzeug, das in die Hallen rollt bereits grundgereinigt.

Im Anschluss erfolgt der Eingangs-Check durch geschulte Autohero-Experten. Über 400 Prüfpunkte werden hier abgearbeitet. Sie decken von Steinschlägen bis zum Reifenprofil, vom Wartungsheft bis zum Zustand der Fußmatten jedes Detail ab. Unter speziellem Licht werden Stoffschirme mit Zebramuster über die Karosserien geschwenkt, um eventuelle Dellen zu finden. Die werden dann per Tablet dokumentiert, ebenso andere mögliche Beschädigungen. Auch der Fehlerspeicher des Fahrzeugs wird hier überprüft. Die kurze Wartezeit bis zum nächsten freien Werkstattplatz reicht aus, um anhand der Dokumentation des Eingangs-Checks alle nötigen Ersatzteile für die Wartung zu bestellen. "Unser Material wird just in time geliefert. Das bedeutet, dass jedes Auto vom Teilelieferanten genau die Ersatzteile geliefert bekommt, die es zum richtigen Zeitpunkt braucht. Zu jedem Auto in der Wartungsabteilung gehören also eine, maximal zwei Kisten", erläutert Lutz.

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Redakteur Andreas Jüngling im Gespräch mit Lutz Grunwald, dem Produktionsleiter im größten Autohero-Aufbereitungszentrum. In jeder der grauen Kisten befindet sich das benötigte Material zur Wartung eines genau zugewiesenen Autos.

Hier kommen also die dunkelgrauen Kisten zum Einsatz, die uns schon zu Beginn auffielen. Beim kritischen Blick auf die Verpackungen der Teile erkennen wir ausschließlich namhafte Erstausrüster. "Wir arbeiten nur mit hochwertigen Teilen", so Lutz. "Es geht nicht darum, den billigsten Preis zu schinden, sondern die beste Qualität für den Endkunden zu bekommen. Alles andere passt nicht zu unserer Geschäftsauffassung. Unsere Abnahmemenge ermöglicht natürlich trotzdem gute Konditionen und, was noch wichtiger ist, eine blitzschnelle Lieferung. Die wiederum verschlankt unsere Vorratshaltung. Bis auf Motoröl und wenige Kleinteile wie O-Ringe müssen wir kein Ersatzteil vorhalten."

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Viel Verkehr: In der Werkstatt herrscht reges Treiben. Neben Servicearbeiten, werden hier vor allem Bremsen und Verschleißteile an Motorperipherie und Fahrwerk getauscht. Dazu werden nach Möglichkeit ausschließlich Teile von Erstausrüstern verwendet.

Einmal mehr zeigt sich, was er mit den optimierten Schritten meint, die ineinandergreifen. Am Ende werden die Wartungsarbeiten noch von einem Kfz-Meister geprüft, bevor es für die Autos und uns weitergeht. In der benachbarten Halle dreht sich nun alles ums Blechkleid.

Am Ende muss es strahlen

Obwohl Autohero keine Unfallautos verkauft und keine größeren Schäden repariert, gibt es in der Karosserie-Abteilung ge- nug zu tun. Die Arbeit beginnt zum Beispiel schon mit dem Entfernen von Aufklebern oder dem Auspolieren feiner Oberflächenkratzer. Es gibt feste Plätze für PDR (Paintless Dent Repair), an denen nur spezialisierte Beulendrücker schonend kleinere Blessuren entfernen, die nicht nachlackiert werden müssen – etwa eine Türdelle vom Supermarktparkplatz. Wird dennoch Lack benötigt, geschieht das im geringstmöglichen Umfang. Jede Lackierarbeit startet mit einem der modernsten Lackanalysegeräte, die es auf dem Markt gibt. Es verrät genau den tatsächlichen Farbton eines Autos, selbst wenn sich dieser durch natürliche Witterungsprozesse leicht verändert haben sollte. So sind später keine Lackunterschiede erkennbar. Genügt zum Beispiel eine winzige Ausbesserung per Spot-Repair, findet sie an speziellen Arbeitsplätzen mit Absaugeinrichtung gegen Schleifstaub und Dämpfe statt. Gleich daneben: eine große Lackierkabine nebst Trockenraum.

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Das Herzstück der Lackiererei ist neben der eigentlichen Lackierkabine dieser Raum. Hier werden aus verschiedenen Grundlacken die Farben angemischt, die für Nachlackierungen gebraucht werden. Lutz Grunwald erklärt das hochmoderne Lackanalysegerät, welches auch mögliche Verfärbungen des Originallacks berücksichtigt.

"Dass wir wirklich ganze Teile lackieren, kommt nicht so häufig vor", sagt Lutz Grunwald. "Es kommt darauf an, ob ein Schaden über normale Gebrauchsspuren hinausgeht. Wenn die Lackierung einer kleinen Schramme zum Beispiel einen günstigen Kleinwagen unverhältnismäßig verteuern würde, bessern wir nur aus und zeigen diesen Bereich im Inserat. Dann kann der Kunde entscheiden, ob ihn so ein kleiner Schönheitsfehler stört oder nicht. In anderen Fällen, etwa bei luxuriöseren Autos, sind Parkkratzer und dergleichen nicht hinnehmbar. Dann wird mit bestmöglichem Endergebnis nachgearbeitet. Die Entscheidung, ob wir lackieren oder nicht, hängt also davon ab, welchen Ansprüchen ein Gebrauchtwagen gerecht werden soll."

Neben uns parkt ein anschauliches Beispiel: ein nicht mehr ganz aktueller Seat Ibiza in schönem Neuwagenzustand – mit einer fiesen Ausnahme. Der rechte Schweller trägt die Spur eines übersehenen Kantsteins. Statt das ansonsten makellose Auto auszusortieren – und somit ein gutes Geschäft zu verpassen –, wird professionell mit dem Zughammer ausgebeult und mit der Schweißspitze Metall aufgetragen, anstatt billig drüberzuspachteln. "Wenn schon, dann aber richtig", betont Lutz mit Stolz. Nach erfolgter Reparatur kommt der Wagen dann entsprechend maskiert in die Lackierkabine.

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Mit dem Zughammer wird der Schweller eines Seat Ibiza ausgebeult. Wo noch tiefe Kratzer übrigbleiben, wird zudem noch Metall aufgeschweißt. So aufwändige Reparaturen sind nicht gerade die Regel, aber was hier gemacht wird, besitzt stets fachlich hohe Qualität.

Wir sind überrascht vom betriebenen Aufwand. Bei dieser Menge an Autos rechneten wir mit mehr Fließbandarbeit und weniger Liebe zum Detail. Eben mit "so schnell wie möglich" und nicht mit "so gut wie möglich". Angesichts der herrschenden Akribie haben sich unsere Vorbehalte längst in Luft aufgelöst. Vor der Tür fährt ein Mitarbeiter rasant im Skoda Octavia RS vorbei, geht dann kräftig in die Eisen. Na, wird zwischendurch also doch mal auf die Tube gedrückt? "Nee, der Wagen hat eine neue Bremse bekommen, die vom Meister gerade überprüft wird."

Auto fertig – und was nun?

Nun, da die Autos makellos und frisch gewartet sind, müsste es ja ans Inserieren gehen, oder? Lutz Grunwald bremst: "Wir haben zwischen den Stationen immer wieder einzelne Checks. Nach den Werkstattmaßnahmen kommt der wichtigste, nämlich der Qualitäts-Check. Den führen zwei Kollegen durch, die genau darauf spezialisiert sind." Die prüfen gerade einen roten Renault Captur mit offenen Hauben und Türen bis ins Kleinste. Die Mängel, die beim Eingangs-Check festgehalten und daraufhin beseitigt wurden, sind als Prüfpunkte auf dem Tablet vermerkt. Sie führen den Kontrolleur ums Auto, der diese Vorgaben akribisch abarbeitet. Dabei achtet er nicht nur auf den Gesamtzustand, sondern vor allem auch auf die fachmännische Ausführung der Arbeiten. Erst mit seinem digitalen Stempel und dem zugehörigen Magnethütchen auf dem Dach geht’s zur nächsten Station.

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Beim Qualitäts-Check werden all die Punkte nachgeprüft, die bei der Eingangskontrolle im System vermerkt wurden. Das Tablet führt die eigens geschulten Prüfer über alle Aufbereitungs- und Reparaturschritte. Deren korrekte Ausführung wird neben dem allgemeinzustand genau kontrolliert.

Ausgangspunkt ist wie bei den Zwischenschritten zuvor ein speziell markierter Bereich auf dem Parkplatz. Dort stehen ausschließlich Fahrzeuge mit bestandenem Qualitäts-Check, und zwar auf einer Spur in Fahrtrichtung zur Aufbereitungshalle. Andere, teils farblich markierte Parkfelder zeigen den Mitarbeitern die nachfolgende Station auf. Hier geht es ganz simpel der Reihe nach. Übrigens: Damit die vielen Starts und Kurzstrecken nicht zulasten der Batterien gehen, befinden sich an fast allen Arbeitsplätzen Batterieladegeräte, die im Handumdrehen angeklemmt werden.

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Erst wenn alle anderen Arbeiten durchgeführt sind, kommen die Autos in die erste Aufbereitungsrunde. Damit die Aufbereiter beste Arbeitsbedingungen haben, nutzen sie rollbare Saugstationen mit eigenen Utensilienbehältern.

Jetzt geht es in die Aufbereitungshalle. Routiniert wird hier gesaugt, gereinigt und gewischt. Rollbare Saugstationen, die zudem noch allerlei Putzutensilien tragen, verhindern das sonst unvermeidliche Kabelwirrwarr. Ist das Auto sauber, wird das Magnethütchen abgenommen.

Das ist das Zeichen für die Fotomannschaft, die die Autos nun der Reihe nach im runden Lichtstudio mit Drehplatte ablichtet. Damit jedes Inserat gleich aussieht, wird das Auto mit einem Laser exakt auf der Drehscheibe positioniert und von einer stationären Kamera aufgenommen. Nur der Innenraum wird von Hand fotografiert. Da alle relevanten Daten des Fahrzeugs bereits zu Beginn festgehalten wurden, ist das Online-Inserat binnen Sekunden fertig.

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Fotostudio: Damit alle Inserate die gleichen Fotowinkel nutzen, wird das Auto im Studio computergesteuert gedreht. Die Kamera bleibt dabei immer am selben Fleck.

In einigen Fällen, so hören wir, sind Autos schon wenige Stunden nach dem Einstellen im Autohero-Shop verkauft. Hat sich ein Kunde für ein Auto entschieden, bekommt es vor der Auslieferung zuletzt noch eine finale Aufbereitung.

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Verladen und auslieferbereit. Wird ein Auto in der Region um Potsdam gekauft, starten die gläsernen Transporter gleich hier vor Ort. Greift ein Kunde anderswo zu, werden die Autos über einzelne Zustellstationen verteilt.

Dabei wird der Lack auf Hochglanz poliert, alle Innenraumoberflächen werden gepflegt, zudem findet ein Autohero-Pannenset den Weg in den Kofferraum. Doch noch sind wir nicht am Ende: Mitarbeiter versehen Fahrersitz, Lenkrad und Schalthebel mit schützenden Überzügen. Dann rückt der gläserne Sprinter an und lädt den nunmehr glänzenden Gebrauchten auf zur Auslieferung an einen glücklichen Kunden – egal ob in Brandenburg oder mit Zwischenstopp in anderen Stationen im Rest der Republik.

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Fazit

Als passionierter Gebrauchtwagenkäufer begegnet man den schieren Massen bei Autohero zunächst mit Argwohn. Doch der vergeht schon bei den ersten Stationen, an denen klar wird, wie viel Aufwand betrieben wird, um wirklich nur beste Ware zu liefern. Das strahlen auch die 300 Mitarbeiter aus, die wir vor Ort treffen. Sie sind stolz auf ihre Leistungen. Mit Recht!